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Über Frühgeburten

Wenn Babys zu früh auf die Welt kommen

Eine Schwangerschaft dauert im Regelfall neun Monate beziehungsweise 40 Wochen. Diese Dauer ist biologisch so angelegt, damit sich das Ungeborene optimal entwickeln kann. Die Organe und auch die Sinne des Kindes bilden sich innerhalb dieser Zeit so weit aus, dass es nach der Geburt bestens auf das Leben außerhalb der schützenden Gebärmutter vorbereitet ist. Doch was, wenn das Kind schon früher das Licht der Welt erblickt?

Im Durchschnitt wird jedes zehnte Kind in Deutschland bereits vor Ende der 37. Schwangerschaftswoche geboren und zählt damit als Frühgeborenes oder Frühchen. Das Geburtsgewicht von Frühchen liegt dabei meist unter 2.500 Gramm. Kinder, die vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren werden, sind meist noch kleiner. Sie bringen ein Gewicht von weniger als 1.500 Gramm auf die Waage oder können – je nach Zeitpunkt ihrer Geburt – auch nur 500 Gramm wiegen. Etwa ab Ende der 24. Schwangerschaftswoche gelten Kinder auch außerhalb des mütterlichen Bauchs als lebensfähig. Ab diesem Zeitpunkt wird alles dafür getan, dass sich die Kleinen gesund entwickeln.

Je früher ein Kind vor dem errechneten Geburtstermin auf die Welt kommt und je früher damit der vorgesehene Entwicklungsprozess unterbrochen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass einige Organe noch nicht ausreichend entwickelt sind. Insbesondere die Lunge ist bei einem Frühchen je nach Geburtszeitpunkt daher oftmals noch nicht auf die Atmung vorbereitet und es braucht besondere medizinische Versorgung. Die Behandlung dieser sehr früh geborenen Babys ist in Deutschland nur spezialisierten Krankenhäusern mit sogenannten „Level-1-Perinatalzentren“ erlaubt.

Warum es zu einer Frühgeburt kommen kann

Eine Frühgeburt kann aus ganz unterschiedlichen Gründen auftreten. Bestimmte Erkrankungen und Faktoren können Ursache und Auslöser frühzeitiger Wehen sein – stellt ein Arzt zu Beginn der Schwangerschaft solche Risikofaktoren fest, wird die Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft eingestuft und es erfolgen engmaschigere Untersuchungen als bei einer normalen Schwangerschaft. Nicht immer lassen sich jedoch bereits zu Beginn der Schwangerschaft eindeutige Risikofaktoren erkennen. Seelische und körperliche Ursachen wie Stress, Infektionen oder ein plötzlich auftretendes HELLP-Syndrom können im Verlauf der Schwangerschaft auch unvermittelt vorkommen und zu vorzeitigen Wehen führen.

Was können Schwangere tun, um die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt zu senken?

Unabhängig davon, ob eine Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft eingestuft wurde oder nicht, können werdende Mütter einige Hinweise beachten, um die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt zu vermindern.

Einer der häufigsten Faktoren, die eine verfrühte Geburt begünstigen, stellt das Rauchen während der Schwangerschaft dar. Zum Wohl des Kindes sollten Schwangere deswegen für die Zeit der Schwangerschaft auf Zigaretten komplett verzichten. Für werdende Mütter gibt es besondere Angebote, die sie darin unterstützen, mit dem Rauchen aufzuhören – Hebamme und Frauenarzt begleiten bei der Suche nach professioneller Hilfe. 

Auch die hormonellen Umstellungen während der Schwangerschaft können bei Frauen zu einem erhöhten Infektions- und damit auch einem erhöhten Frühgeburtsrisiko führen:

  • So verschlechtern sich die Wachstumsbedingungen für Milchsäurebakterien, die eine natürliche Barriere für infektionsauslösende Bakterien sind: Das Risiko für Pilzerkrankungen und Infektionen steigt. Durch die Messung des pH-Werts in der Scheide lässt sich feststellen, ob dieses schützende Bakterienmilieu vorliegt. Die Untersuchung wird im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge alle vier Wochen vom Frauenarzt durchgeführt. Um den pH-Wert zu Hause selbst zu überprüfen, sind entsprechende Selbsttests auch in der Apotheke erhältlich und die Kosten hierfür werden von vielen Krankenkassen übernommen.
  • Durch die veränderte Speichelzusammensetzung ist während der Schwangerschaft zudem die Gefahr von Zahnfleischblutungen erhöht. Dadurch verursachte bakterielle Infektionen wie Parodontitis im Mundraum können durch die Bakterienausbreitung über das Blut der Mutter Frühgeburten auslösen. Schwangere sollten deswegen beim Zahnarzt einen Check auf Parodontitis vornehmen lassen und besonderen Wert auf eine sorgfältige Zahnhygiene legen.

Generell sollten Frauen in der Schwangerschaft besonders acht auf sich selbst geben und so ihr Kind vor schädlichen Einflüssen schützen. 

Dazu gehört beispielsweise eine ausgewogene Ernährung mit für Schwangere wichtigen Nährstoffen ebenso wie aktive Entspannung oder leichte körperliche Bewegung.

Schwangere können in den meisten Fällen bis kurz vor der Geburt arbeiten, wenn sie dies wünschen. Dabei sollten sie jedoch genug Ruhe und Erholung in ihren Alltag integrieren – sich einfach mal hinzulegen wirkt Wunder und füllt Energiereserven auf.

Wichtig ist die Schaffung von Ruhephasen: Werdende Mütter sollten ganz besonders darauf achten, dass sie Stress aus dem Weg gehen und sich selbst und ihr Kind nur leicht und keinesfalls bis an den Rand der Erschöpfung belasten.

Eine Frühgeburt kündigt sich an – so werden Mutter und Kind unterstützt

Schwangere sollten während der gesamten Schwangerschaft darauf achten, eventuelle Anzeichen für eine bevorstehende Frühgeburt zu kennen und richtig zu deuten. Bei einigen Beschwerden empfiehlt es sich, ein Krankenhaus aufzusuchen: Hier gilt es, lieber etwas zu vorsichtig zu sein – wenn es Kind und Mutter gut geht, darf die Schwangere bald wieder nach Hause.

Zu den Anzeichen für eine eventuell bevorstehende Frühgeburt gehören:

  • Das Gefühl eines Drucks nach unten im Unterbauchbereich
  • Beschwerden, die an Regelschmerzen erinnern, sowie Rückenschmerzen
  • Unerwartete Änderung des Befindens ohne erkennbaren Grund

Bei frühzeitigen Wehen oder einem verfrühten Blasensprung wird die werdende Mutter im Krankenhaus beziehungsweise im spezialisierten Perinatalzentrum aufgenommen. Hier ist es das wichtigste Bestreben, Mutter und Kind bis zur Geburt medizinisch bestmöglich zu versorgen und vor allem die verbleibende Zeit zu nutzen, um das Ungeborene auf die Geburt und die ersten Wochen und Monate vorzubereiten.

Förderung der Lungenreife

Während sich das Kind in der Gebärmutter befindet, erfüllt seine Lunge noch keine Funktion und ist mit Fruchtwasser gefüllt. Im Verlauf der Schwangerschaft „üben“ Kinder atmen durch Atembewegungen. Aber erst ab der 24. Schwangerschaftswoche entwickelt sich in der Lunge des Kindes das sogenannte Surfactant: Es sorgt dafür, dass sich die Lungenbläschen ausbilden, die für den Gasaustausch und somit die Sauerstoffaufnahme des Körpers wichtig sind, und trägt somit zur Reifung der Lunge bei. Zwar beginnt die Ausbildung von Surfactant ungefähr ab der Mitte der Schwangerschaft, jedoch ist es erst ab ca. der 34. Schwangerschaftswoche in ausreichender Menge vorhanden, damit ein Frühchen selbstständig atmen kann.

Kündigt sich eine Frühgeburt unmittelbar an, erhält die Schwangere eine Cortisonspritze in den Gesäßmuskel. Dadurch wird beim Kind die Bildung von Surfactant gefördert und die Entfaltung der Lungenbläschen frühzeitig herbeigeführt. Dabei wirkt sich die Gabe von Cortison nicht nur günstig auf die Lungenreife aus, sondern fördert auch insgesamt die Entwicklung des Ungeborenen und senkt damit das Risiko von Komplikationen wie Hirnblutungen oder schweren Darmerkrankungen nach der Geburt. Nach der Entbindung benötigen einige Frühchen eine zusätzliche Gabe von Surfactant. Häufig ist es zudem notwendig, die Atmung des Kindes auch nach der Geburt medizinisch zu unterstützen.

Wehenhemmung durch Tokolyse

Der Prozess der Lungenreifung durch die Gabe von Cortison dauert in der Regel 48 Stunden. In diesem Zeitraum wird alles dafür getan, um die Frühgeburt zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. Dafür wird die Wehentätigkeit – insbesondere also die Kontraktionen am Muttermund, die dazu führen, dass das Kind aus der Gebärmutter in den Geburtskanal gelangt – durch Medikamentengabe gestoppt. Diese Therapie nennt man Tokolyse. Besonders schonend für Mutter und Kind ist die Bolustokolyse: Das Medikament wird dabei nicht durch eine kontinuierliche Infusion, sondern in kleineren Dosen verabreicht. Durch das Verfahren wird nur ein Drittel der ansonsten üblichen Medikamentenmenge benötigt und die Tokolyse ist mit weniger Nebenwirkungen verbunden und besser verträglich.

Jede Stunde, die man dem Kind so noch im Bauch der Mutter ermöglichen kann, ist für die weitere Entwicklung des Frühchens nach der Entbindung wichtig. Wenn es aus medizinischen Gesichtspunkten möglich ist, wird deswegen auch nach den 48 Stunden weiterhin versucht, die Geburtstätigkeit mithilfe einer weiteren Tokolyse hinauszuzögern.

Die Geburt eines Frühchens

Grundsätzlich können auch Frühchen auf natürlichem Weg zur Welt gebracht werden. Bei sehr kleinen Kindern mit geringem Geburtsgewicht wägen Geburtshelfer und Kinderärzte gemeinsam mit den Eltern ab, ob ein Kaiserschnitt oder eine natürliche Geburt für das Frühgeborene das Beste ist.

Perinatalzentrum Level 1: Versorgung von Frühchen auf höchstem medizinischen Niveau

Im Perinatalzentrum der REGIOMED-KLINIKEN am Standort Coburg werden Mutter und Kind auch bei Komplikationen wie Risikoschwangerschaft und drohender Frühgeburt optimal versorgt. Das Perinatalzentrum ist ein sogenanntes »Level-1-Zentrum«.

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